Auf einmal ist es März!
Mein Lieben,
viele von euch wissen, dass der Schatz an unserem 20. Hochzeitstag 2021 eine Krebs-Diagnose bekommen hat. Es handelt sich um einen sogenannten NET – ein Neuroendokriner Tumor im Dünndarm. Der Diagnose folgten einige Untersuchungen sowie eine recht schwere Operation des Darmes, in der der Tumor sowie einige Metastasen drumherum entfernt wurden. Einige Wochen später hat seine Galle sich entschieden aufzugeben und wurde entfernt. Bei der ersten Nach-Untersuchung, die nun halbjährlich auf dem Programm stehen, wurden leider Metastasen in der Leber gefunden. Seitdem bekommt er einmal im Monat eine Spritze mit einem Medikament, welches die Tumore daran hindern soll, weiter zu wachsen. Prognose alles in allem sehr positiv.
Die letzte Vorsorge-Untersuchung fand im November statt. Erstaunlicherweise hatten sich zwei der drei Metastasen als ungefährliche Gewebeveränderungen herausgestellt und der eine übriggebliebene ist kleiner geworden. Absolut außergewöhnlich, wie wir jetzt wissen bewirkt das Medikament diese Reaktion in 1-2% aller Fälle. Ein Riesen-Glück. Trotzdem sollten wir bei den Chirurgen vorstellig werden, um den Tumor komplett zu entfernen. Das Wort krebsfrei stand im Raum, diese Diagnose möchte jeder Krebs-Patient erreichen.
Im Dezember hat uns dann Corona erwischt, einen ganzen Monat lagen wir flach. Die Chirurgen-Gespräche verschoben sich in den Januar. Voller Vorfreude gingen wir zum ersten Gespräch. Das war dann recht ernüchternd, denn entgegen unserer Vorstellung (und der Info der Onkologin) empfahl uns die Chirurgin sehr ernst eine möglichst baldige OP. Wir hatten diese eigentlich in Absprache mit der Onkologin Mitte des Jahres planen wollen. Aufgeregt und unentspannt verschoben wir alle unsere Pläne und schaufelten uns einen OP Termin zwei Wochen nach dem Gespräch sowie die folgenden 6 Wochen für die Regeneration frei. Dann ging die Planung für die Vorbereitung los … die Zeit, in der der Schatz nach einer OP flach liegt oder auch nur nichts Schweres heben darf, trifft auch mich immer körperlich hart .. der ganze Alltag, die liebevolle Versorgung vom Schatz und den Kaninchen steht an. Der Stall muss ausgemistet und alle schweren Einkäufe in den dritten Stock geschafft werden. Wir wollten daher möglichst viel organisieren, bevor die OP stattfinden sollte.
Zwischendurch wurden noch einmal neue MRT-Bilder gemacht, die aus dem November waren den Ärzten zu alt. Ein weiterer Termin, eine Woche nach dem ersten, sollte zur Besprechung der Bilder sowie zu den ganzen zu einer OP gehörenden Vorbereitungen und Gesprächen genutzt werden. Ein zweiter kompletter Tag im Krankenhaus für uns beide. Dieses Gespräch verlief erneut komplett anders als erwartet. Der Chirurg klärte uns auf, dass die verbleibende Metastase derart geschrumpft war, dass sie kaum mehr zu finden sei auf den Bildern. Die Ärzte sind sich nicht sicher, ob eine OP überhaupt zielführend sei. Wir konnten nur staunen. Innerhalb so kurzer Zeit haben wir drei unterschiedliche Einschätzungen der Gesundheitslage erhalten – welcher sollten wir denn nun glauben. Es entzog uns den Boden und wir waren total unsicher.
Die Ärzte wollten sich in der kommenden Woche – in der die OP dann ja auch schon starten sollte – nochmal im Tumorboard besprechen und uns informieren. Alles war komplett offen, wir wussten nicht, was die nächste Woche bringen würde. Wir standen ein wenig unter Schock irgendwie … man fühlt sich so ausgeliefert und ohne eigene Einfluß-Möglichkeit. (Man muß bei einer solchen Diagnose viel lernen, man muss geduldig und gefügig sein … totale Akzeptanz der Entscheidungen anderer über das Leben, die Lebenszeit und alles … nicht so einfach!) Daraufhin habe ich unserer Onkologin eine längere Info mit der Sachlage und unserer Verwirrung geschickt. Sie meldete sich umgehend bei dem Schatz, absolut nett und verständnisvoll. Wir können von Glück sagen, dass sie die Sache so ernst nahm, keine Selbstverständlichkeit! Wirklich aufklären konnte sie die Situation aber nicht, das Tumorboard musste abgewartet werden. Wir hatten die Zusage eines Anrufes direkt danach und einen Besprechnungstermin wieder eine Woche nach dem letzten Termin.
Wie froh wir waren, als sich wirklich ein ruhiger und verständisvoller Arzt direkt nach dem Tumorboard bei uns meldete, könnte ihr euch vorstellen. Kurz gefasst: Die Entscheidung läge an sich bei uns, müsste er in unserer Situation entscheiden, wüsste er nicht, was er machen würde. Am Tag danach im persönlichen Gespräche wurden wir dann wirklich abgeholt: Der Tumor war so weit geschrumpft, dass die Ärzte Sorge hatte, ihn überhaupt zu finden bei der OP. Der einzige Sinn einer gelungenen OP wäre – außer dem Krebsfrei-Gefühl – die Möglichkeit, das Medikament abzusetzen. Aber die Onkologin hatte vorab schon beschlossen, dass die lebenslange Medikation die sicherste Variante gegen eine Wiederkehr des NETs wäre und wir stimmten dem zu. Gemeinsam haben wir also entschieden, dass eine OP zu diesem Zeitpunkt nicht sinnvoll ist. Plötzlich haben wir 7 Wochen offene Freizeit, die verplant werden will als Nebenwirkung – wir hatten ja alle Termine verschoben – huch!
Es wird demnächst aber ein Ganzkörper-Screen gemacht, da der Schatz noch einige eher ungewöhnliche Symptome hat. Die Ärzte wollen sicher gehen, dass nicht an einer anderen Stelle noch ein Tumor sein Unwesen treibt. Die relativ teure Untersuchung mit Radioaktivem Kontrastmittel muss von der Krankenkasse genehmigt werden … der Antrag läuft, drückt uns die Daumen!
Alles in allem ein beglückendes Ergebnis mit leichter Sorge im Hintergrund! Dieses ganze Hin und Her hat uns jedoch derart erschöpft, dass wir den Februar fast komplett verschlafen haben zum Kraft tanken.
Nun geht es munter weiter … wir haben Urlaub und fahren ENDLICH wieder ins Disneyland!!! Es wird hoffentlich auch bald wärmer und wir dürfen Frühlingsluft schnuppern – BITTE! Dann gibt es für mich beruflich vielleicht wieder Veränderungen, ich bin gespannt. Außerdem habe ich die tolle Neuigkeit bekommen, dass ich zukünftig ein Kneipp VIP Autor sein darf … es kommen also einige spannende Berichte auf euch zu … ich hoffe, ihr bleibt dran!
Bis dahin gehabt euch wohl
Eure Inki